Claras Allerleiweltsgedanken


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Rundreise Marokko 2 – Der Bus, unser treuer Begleiter

Aus der normalen Aktualität: Mein Feedreader ist auf 25 lesenswerte Beiträge geschrumpft und ich habe schon bis zum 7. Juli vorbereitet.

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Am 13.06.2018 startete sie also, die einwöchige Rundfahrt durch Marokko. Und was braucht man dringend, wenn man so viele Kilometer hinter sich bringen will: Einen Bus. Die Rundtour endete am 19. Juni.
Beachtet bitte das Einsteigehilfstreppchen, das alten Damen und schlecht laufen könnenden Herren behilflich war. Ich zählte weder zu der einen noch der anderen Kategorie.

Die Busnummer 5 war für mich leichter zu merken als das kompliziertere Nummernschild (durch den arabischen Mittelteil).

So ein Bus hat ja auch immer eine Crew und eine Passagierbesatzung. Ich erwähne den Busfahrer als ersten, denn er war so exzellent bei diesen mehr als chaotischen und gefährlichen Verkehrsverhältnissen, so dass ich ihn von A bis Z nur bewundert habe. Ich war so froh, keinen Mietwagen fahren zu müssen. Er hatte ein dickes Trinkgeld verdient. Im Gegensatz zu Jordanien, wo fast jeden Tag der Trinkgeldbecher für irgendeinen Beteiligten rumgereicht wurde, gab es hier so etwas gar nicht.

Mir war er natürlich schon deswegen sympathisch, weil seine Taschentücherbox fliederfarben war.

In der Mitte der Sympathieskala war der Reiseleiter.

Er war ein sehr gebildeter Mann, der u.a. auch in Deutschland studiert hatte und dort seine sehr guten Deutschkenntnisse erwerben oder verbessern konnte. – Aber nicht nur nach meiner Auffassung war er ein Mensch, der durch Intoleranz, Arroganz und andere unangenehmere Eigenschaften wenig Freunde in der Gruppe fand. Seine Monologe während der Busfahrten dauerten immer ewig, so dass viele Insassen sanft einschliefen. Seine Diskussionen um das „Zwangstrinkgeld“ von 35,00 € pro Person und Woche waren sehr rigoros, teilweise schon verletzend. Ich habe es in seligem „Reiseleitervertrauen“ am ersten Tag vollständig und arglos bezahlt, weil ich in Jordanien gute Erfahrungen gemacht hatte. Außerdem habe ich mehr als Mitgefühl mit den schlecht bezahlten Kellnern, Köchen, Zimmermädchen, Boys und anderen. Ich denke, wer sich so eine Reise leistet, könnte sich auch diese 35,00 € leisten – aber nicht immer denke ich richtig. – In Jordanien war es mit den Koffern hervorragend organisiert. Sie wurden ausgeladen, von Kofferträgern ins Foyer gebracht, dort von uns mit der schnell verteilten Zimmernummer beklebt und dann vom Kofferträger ins Zimmer gebracht. Eben so bei der Abreise. Zu einer gewissen Zeit standen alle Koffer vor den Zimmertüren und wurden in den Bus geladen.

Ganz anders und viel chaotischer lief das hier ab. Aus dem Bus geladen, musste jeder seinen Koffer schnappen, zum Glück haben die ja jetzt Rollen und Griffe. Dann erfolgte die langwierige Verteilung der Zimmerkarten, weil sich das Alphabet bei dem Reiseleiter oder bei den Rezeptionen nicht durchgesetzt hatte. – Dann danach schnappte wieder jeder seinen Koffer. Immer wieder war ich froh, dass ich nur ein mittelschweres Exemplar (13 kg) gepackt hatte, denn teilweise gab es keine Fahrstühle, dafür aber Treppen zu bewältigen. Das Murphygesetz muss es wohl gewesen sein, welches mich fast immer in das am höchsten und weit entferntesten gelegene Zimmer verfrachtet hat. Ich gehörte mit zu den Ältesten in der Gruppe – und das Alter war auf der Anmeldeliste vermerkt. Sicher haben sich die Rezeptionsdamen gesagt, dass Bewegung im Alter gut tut.

Seine Lobeshymnen auf den Islam waren manchmal schon nicht mehr feierlich, kritische Bemerkungen zu den schlechteren Seiten der Islamanhänger oder besser Islamisten wagte man kaum zu stellen . Fragen und Diskussionen ließ er kaum zu, alleinreisende Damen waren ihm offenbar ein Dorn im Auge – so etwas würde eine marokkanische Frau eben nicht tun.

Bei dem Rückflug lernte ich Leute kennen, die auch mit ihm diese einwöchige Rundreise gemacht hatten. Offensichtlich hat er dort – fast wortgetreu – genau das Gleiche erzählt. Ist ja sein gutes Recht, vielleicht aber doch ein wenig schematisch.

Doch genug zum Reiseleiter und zum Dritten im Team – unseren Mann für alles, besonders für die Kofferbe- und -entladung. Sicher hat er am Abend auch den Bus gereinigt. Leider habe ich von seinem versuchten Englisch nichts verstanden, aber das war wohl mehr mein Problem als seines.

Was man aus dem Bus heraus alles so sehen kann: etwas eigenartig beladene Heuballentransporter und tierquälerischen Ziegentransport.

Aber es gab auch gebirgige Straßen mit schöner Wegesbepflanzung oder bei Fotostops einfach schöne Gegend zu sehen.

Ich hatte dieses Mal großes Glück. Alle bemerkten meine riesigen Hörprobleme, da ich kaum jemanden verstand, und so durfte ich immer in der zweiten Reihe gleich hinter dem Reiseleiter sitzen. Ich weiß nicht, warum ich trotz seiner richtigen Wortwahl und  der sehr guten Grammatik dennoch diese Verstehschwierigkeiten habe – es muss die Satzmelodie sein oder der „Dialekt“einschlag, denn ich verstand auch die beiden Österreicher, die Schweizerin und die sehr gut Deutsch sprechenden Franzosen kaum – von den deutschen Dialekten will ich gar nicht erst reden. Deswegen ist es für mich wirklich Idiotie, allein zu verreisen, ich brauche einen Dolmetscher oder besser noch , eine „Dolmetscherin“.

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Jetzt wieder einen Tag Pause!