Claras Allerleiweltsgedanken


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Prinzessin gesucht!

Ich wusste gar nicht, dass Deutschland so royalistisch ist!

Anna, meine kleine Prinzessin, will Geburtstag feiern. Ach, was sage ich. „Geburtstag“ war zu Zeiten meiner Kinder, heutzutage wird Party gefeiert, als Steigerung sogar Prinzessinnenparty. Ich warne schon mal alle Mütter von kleinen Mädchen  (wie podruga) oder von künftigen (z.B. Sunny)  vor – diese Rosafluten und Tüllwolken  sind wirklich schwer zu ertragen – und das sage ich, die ich rosa in Arten und Abarten sogar mag.

Ein Poster an der Korridortür weist den Prinzessinnen in spe den Weg.

Dann herrscht großes wooling im Kinderzimmer, denn die „Festbekleidung“ muss angelegt werden.

 

Nach meinem – vielleicht wirklich schon zu altmodischen Omageschmack – ist an den jugen Damen, die maximal 8 Jahre jung sind, schon zu viel Glanz und Glitter, Pailletten und Schmuck dran. Ihre Kleidung nähert sich der von (kleinen) Erwachsenen.

Als nächstes ist Großkampfzeit für die Mama, denn 5 zarte Prinzessinnenwangen möchten geschminkt werden. Das angebotene Blumenmotiv geht wahnsinnig schnell und trägt trotz Massenproduktion individuelle Züge.

 

 

 

 

 

 

 

Für die zarten Schnäuzchen der Prinzesschen gibt es edelste Serviettchen.

Als alle bis auf das Geburtstagskind – das Festkind war schwarzglänzend gekleidet – im rosa Blumenoutfit  geschminkt fertig sind, ruft eine leckere Geburtstagstorte und ein liebevoll geschmückter Safttisch (Kaffeetisch kann ich doch hier nicht sagen).

Aber Geburtstags-Anna hat Hummeln im Hintern. Sie möchte gern das immer wieder beliebte „Flaschen drehen“ spielen. Bei Erwachsenen gibt es ja die seltsamsten Spielarten davon, wobei das sukzessive Ablegen von Kleidungsstücken bei dem, den der Flaschenhals getroffen hat, noch die harmloseste Form ist. – Hier geht es darum, dass die Kinder ihre Geschenke überreichen wollen. Die aus der Familie, alle sehr reichhaltig, sehr glitzernd und manchmal auch ein wenig überflüssig, sind von ihr schon bewundert worden.

Armband und passende Haarspangen wurden von der Mama passend zum schwarzen Paillettenkleid verziert. –

Die Diskokugel soll dazu animieren, länger am heimischen Herd statt in der lauernden Ferne „zur Disco“ zu gehen. –

Die Schneekugel mit dem Engel ist nicht nur eine Glitterkugel, sondern auch noch eine Spieluhr, die in gleichmäßiger Weise und relativ laut ihre Melodie herunterleiertspielt.

In dem mit Perlen und Glitterpailletten nur so übersäten Schmuckkästchen können kleine Kostbarkeiten untergebracht werden, wie sie ja kleine Mädchen zu Tausenden haben.

Die WalkiTalkis vom Papa waren bisher nur dazu gut, von mir mit Batterien gefüttert zu werden. Jeglichem Probebetrieb, der nicht gleich auf Anhieb funktionierte, verweigerte sie sich. Da ich die Gebrauchsanweisung nicht finden konnte, habe ich sie nicht nach den mir bisher bekannten Regeln dieser Sprechwerkzeuge in Gang bekommen.

Um so begeisterter wurde die Mundharmonika aufgenommen. Ein Lied oder eine Melodie wurde es zwar nicht, aber dennoch recht melodisch, rhythmisch und gut anzuhören. Und das nicht nur am Geburtstag, sondern auch noch die drei Tage danach. – Musik liegt dem kleinen Prinzesschen im Blut.

Nach der Geschenkeaktion wurde gebastelt. Jede durfte sich einen Bogen Zeichenkarton in einer Farbe aussuchen und dann galt es, aus Glitterstaub, Herzchen, Federn, „Diamanten“ und anderen Aufklebern die schönste Krone zu zaubern. Es kamen wirklich hübsche Sachen zustande.

 

Konzentriert arbeitete jede an ihrem Werk und dann wurde als Abschluss mit dem neuen Klammeraffen das Gummiband festgetackert.

Irgendwann wurde mir dann die ganze Sache zu laut, auch wenn beim Topf schlagen statt eines Topfes ein Karton verwendet wurde. Ich machte mich aus dem Staub und hatte am nächsten Morgen eine glückliche, aber vollkommen müde Anna zu wecken.