Claras Allerleiweltsgedanken


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Ich kugle mich durch den Advent …

streue dabei viele Sterne um mich und freue mich, dass alles in Ordnung ist.

Nicht immer hinterfrage ich meine Tätigkeit so stark, wie ich es dieses Jahr mit meiner Adventsschmückerei mache. Aus meinen katholischen Jahren weiß ich, dass das Wort „Advent“ von dem lateinischen „adveniat“ kommt und „Ankunft“ bedeutet. Ich spüre, dass ich (wohnungsmäßig) angekommen bin und diese hier meine letzte Wohnung vor dem Übergang ins Jenseits sein wird. Mein Umzugszyklus bzw. -abstand beträgt 15 Jahre. seit 1970 war es so. – Sollte ich noch einmal umziehen, wird das bestimmt keine Wohnung mehr sein, sondern eine Bleibe oder ein(e) Heim(statt).  – Und genau wegen all dieser Überlegungen habe ich dieses Jahr meine Wohnung förmlich in Vorweihnachtsschale geworfen.

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Im Gegensatz zu den Vorjahren war ich dieses Jahr vorfristig mit meiner Adventsdeko fertig. Kein Wunder, das Räumen und Gestalten ist mir von den Wochen davor noch so im Blut.

Bevor ich euch die Fotos zeige, will ich vorbeugen: Es ist bis auf eine Kleinigkeit nichts Neues dazu gekommen, nur anders arrangiert. Ich bin keine Verfechterin davon, jedes Jahr den ganzen Raumschmuck zu erneuern, um ihn auf die neueste Modefarbe „lilagrünpinkorange“ oder so ähnlich abzustimmen. Dazu fehlen mir Geld und Lust, denn mit ein wenig Phantasie lässt sich Altes immer wieder anders hinlegenstellenhängen oder so.

In der vergangenen Woche hatte ich auf der Tauentzienstraße einen Arzttermin. Kenner wissen, dass das die Straße ist, wo das KdW seine Fänge nach zahlungskräftigen Kunden ausstreckt. Da ich noch mehr als eine Stunde Zeit hatte, wollte ich mir den Vorweihnachtstrubel von innen betrachten, da der Schmuck immer recht schön ist. Allerdings war ich von den Schaufenstern ein wenig enttäuscht. Es gab schon Jahre, da habe ich mir die Nase an den Scheiben plattgedrückt. Doch dieses Jahr alles sehr unterkühlt, wenig romantisch, sehr modern und farblich recht eigenwillig, um es mal vorsichtig zu sagen.

Drin ein ca. 10 m hoher Baum, der mit Kugeln nur so überladen war. Alles drängte sich danach, ein Foto machen zu können. Ich habe darauf verzichtet, denn mir gefiel er nicht – er hatte mit dem, was ich mir unter einem Weihnachtsbaum vorstelle, so gar nichts mehr zu tun – ich hätte ihn stattdessen Wohlstandsbaum genannt.

Der Baumschmuck in den Auslagen rund um den Baum ließ an Ausgefallenheit nichts zu wünschen übrig – es gab von vergoldeten Turnschuhen über andere Geschmacklosigkeiten bis hin zu Big Ben und Eiffelturm alles, was an den Baum gehängt werden könnte. Die Kugeln übertrafen sich gegenseitig in Kunstfertigkeit und Kitsch, aber auch im Preis.

Und wenn ich dann sah, wie Frauen ihre Einkaufskörbe mit türkisfarbigen Edelkugeln bis oben hin füllten, verstand ich, dass Deutschland im Ausland als reiche Nation angesehen wird.

All dieser ausgefallene und ausgeflippte Weihnachtsschmuck konnte nicht erreichen, dass ich meinen nicht mehr schön fand. Ich kam nach Hause, holte aus dem Keller die große Weihnachtskiste hoch und schmückte, schmückte, schmückte – bis ich mir den leicht angesammelten Frust von der Seele geschmückt hatte.

Die Adventszeit ist die einzige Zeit, in der ich die Farbe Gold oder Messing ohne Magengrimmen in meiner Wohnung ertragen kann. Was mich aber bewogen haben mag, diese kleinen goldigen (Konfetti-)Sterne auszustreuen, kann ich mir nur mit leicht getrübtem Bewusstsein erklären. Oder die Idee ist im Unterbewusstsein von der Staubsaugerindustrie gesponsert – ich finde diese Goldsterne ÜBERALL in der Wohnung, obwohl ich sie nur im Wohnzimmer auf die Schrankwand geschüttet habe.