Kaum geworfen, schon gefangen
Die liebe Skryptoria Skriptum wirft so mir nichts, dir nichts ein Stück Holz in die Luft, nennt es Stöckchen und hofft, dass es alle aufheben und mitnehmen. Liebste SPS, die Zeiten der Brennstoffknappheit, in denen alle Bäume vom Berliner Tiergarten verfeuert wurden, sind vorbei! Wer braucht denn jetzt noch Holz? – Nein, es gibt ja wieder Kamine! Deswegen habe ich es doch mitgenommen, obwohl ich keinen habe. Ich reiche es dann eben einfach weiter.
… einen Spickzettel geschrieben (1952)
- Clara ist in der ersten Klasse; das erste Diktat, bestehend aus 5 Wörtern, wird vorbereitet (und, das …)
- Freundin Barbara und sie beschließen, einen Spickzettel zu schreiben, obwohl sie alle Wörter auswendig und richtig schreiben können
- Claras Zettel bleibt unter der Bank, Barbara wird erwischt und verpetzt ihre Mittäterin
Fazit: Spickerkarriere vorzeitig wegen Nichteignung abgebrochen
… eine Narkose bekommen (1958)
- Bei der 13jährigen Clara erfordert eine superakute Blinddarmentzündung eine sofortige Notoperation
- Kaum auf dem Tisch, bekommt sie diese widerwärtig stinkende Äthermaske vor Nase und Mund und soll zählen
- Der erreichte mathematische Höchstwert dieser Zählerei ist ihr entfallen
- Nicht entfallen ist ihr die Angst, dass die Ärzte mit der OP anfangen könnten, bevor sie richtig schläft. An dieses Bedürfnis zu schreien: „Noch nicht anfangen!“ erinnert sie sich bis heute.
Fazit: Mit der nächsten OP gewartet, bis anständig narkotisiert wird.
… bewusst dagegen gewesen (1961)
- September – die DDR hatte sich im August eingemauert, damit keiner rein oder raus konnte
- die Menschen in der DDR sollen diesen „Antifaschistischen Schutzwall“ auch noch gut finden
- die Schüler des Gymnasiums „Frédéric-Joliot-Curie“ sollen dieses „gut finden“ noch steigern und eine „Resolution zu seiner Begrüßung“ unterzeichnen
- und Clara bekam das erste Mal richtig Ärger, weil sie „Nein“ sagte
Fazit: Nicht sehr viel daraus gelernt.
… schwanger geworden (1968)
- der Mann erkennt noch vor mir die Schwangerschaft
- ich – sonst supermäklig im Essen – staune, auf was man alles in welchen Mengen und vor allem solch kurioser Zusammenstellung Appetit haben kann
- die Milchbehälter explodieren von (Tisch-)Tennisbällen zu Fußbällen, Tendenz: Medizinball
- täglich in den letzten 6 Wochen das Wunder bestaunt, wie die Haut eines Bauches der eines Trommelfells einer großen Pauke immer ähnlicher wird – so doll gespannt
- beim Endspurt erfreut gestaunt, dass nach 36 Stunden schmerzhaftestem Kampf zwar ein vollkommen zerknautschtes, aber dennoch so süßes Endprodukt „ausgestoßen“ wurde
Fazit: Ausgedehnte Haut und Milchbeutel gleich für zweite Schwangerschaft genutzt, die viel unkomplizierter beendet wurde
… ein Hörgerät getragen (2004)
- iiiiihhhhh, war das komisch: die Ohren standen ab, in den Hörgängen drückte es, als hätte ich Bohnen in den Ohr’n
- alles war plötzlich so schrill, hell, unerträglich laut
- die Toilettenspülung versetzte mich vom Geräusch her dicht neben die Niagarafälle
- Türenknallen kam kriegsähnlichem Trommelfeuerbeschuss gleich
- Plastiktütengeknister oder Besteckschubladengeräusche kamen hochtonigen Detonationen nahe
Fazit: Diese Dinger wollte ich nicht, also musste ich für bessere mehr Geld ausgeben.
… mit 2 unbekannten 12.-Klässlern Skat gespielt (10.6.10)
- nach einem Zahnarztbesuch im Straßencafé ge-imbisst
- Horde Jungen hatten eine Freistunde, setzten sich an Nachbartisch und okkupierten meinen letzten freien Stuhl
- sie holten Skatkarten raus und fingen eher schlecht als recht an zu spielen
- ich schaute meinem Nachbarn in die Karten und holte tief und hörbar Luft, als er im Begriff war, einen kapitalen Bock zu schießen
Fazit: Nach kurzer Zeit baten sie mich mitzuspielen, was ich dann auch gern tat. Es hat richtig Spaß gemacht, obwohl ich sonst nur Doppelkopf spiele.
… ein anständiges Hutfoto aufgenommen (13.06.10)
- Motzstraßenfest – wunderschönes Wetter – wunderschöne Hüte in allen Farben
- Clara allein hingegangen – also musste jemand als Fotografin gewonnen werden
Fazit: Auch uneingespielte Teams können gute Arbeit leisten!
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21. Juni 2010 um 13:50
Hallo Clara!
Da bin ich natürlich sehr gern zum Gegenbesuch aufgebrochen und finde deine witzige und wortgewandte Stöckchen-Umsetzung SEHR gelungen!
Liebe Grüße
Verena
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21. Juni 2010 um 14:58
Danke, liebe Verena! Zuerst begrüße ich dich lieb und herzlich, wie alle neuen Leserinnen begrüßt werden! Schön, dass dir meine Erinnerungen gefallen haben. – Hier rundherum geht ja gerade ein Schuhstöckchen um – und als ich deine Firmungsschuhe sah, wurde ich gleich wieder daran erinnert.
Einen lieben Claragruß zum Schluss!
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16. Juni 2010 um 13:06
Den dritten Mann (Frau) zum Skatspielen habt ihr in mir. Einschließlich aller Hässlichkeiten wie Schieberramsch, Revolution usw. *würdeamliebstengleichloslegen* Nur wenn ihr mit dem deutschen Blatt spielt, also Eichel statt Kreuz usw. hätte ich wohl anfangs meine Schwierigkeiten 🙂
Ein klasse Stöckchen, vor allem, wenn es unsere liebe Clara aufhebt und beantwortet . Dein Schwangerschaftsbericht ist köstlich und Spickzettel brauchst du heute gaaaanz bestimmt nicht mehr.
Ich habe alles mit großem Vergnügen gelesen.
LG Ute
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16. Juni 2010 um 13:51
Ute, wir sind Berliner und keine deutschen *grins* und spielen daher mit französischen Karten, wie da heißen Kreuz, Pik, Herz und Karo – brauchen wir Ober, wenn wir Damen haben? – nur wie sollten wir das machen? Teleskat? Per Internet? Skat ist ja anicht so langweilig wie SChach (jetzt höre ich sie förmlich jaulen, die SchachspielerInnen, die sich auf den Fuß getreten fühlen.
Jetzt brauche ich keine Spicker mehr, weil ich von meinem Innenkopf abschreibe.
Aber warum sagt denn (fast) niemand was zu meinem Hutbild, auf das ich so stolz bin?
TrauerSchluchzWein – aus lauter Kummer habe ich eine FastLeiche wieder auferstehen lassen – ich will auch fotoblogspoten unter http://jauchzend-normal-betruebt.blogspot.com/
Na, geht doch. Tschüss bis bald mal wieder sagt Clara
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16. Juni 2010 um 21:20
Recht hast du liebe Clara, dein Hutbild m u s s kommentiert werden. Ein wunderbarer Hut, der dir ausgezeichnet steht. Ich finde euch beide total schick.
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16. Juni 2010 um 21:50
Aber „leider“ währte unsere gemeinsame Zeit mal gerade 3 Minuten – dann haben wir uns in aller Freundschaft wieder voneinander getrennt.
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16. Juni 2010 um 08:03
Das Stöckchen ist klasse und sehr unterhaltsam verschnitzt. ‚clap-clap‘ 🙂
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16. Juni 2010 um 08:35
Einen wunderschönen … auf meinem Blog, der Herr mit der interessanten Kragenecke, dem ich mal vor Ewigkeiten eine Postkarte schrieb! – Danke für das Schnitzkompliment! Mit Freude entgegen genommen.
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15. Juni 2010 um 16:35
hallo clara,
manchmal werde ich richtig nostalgisch, wenn ich an meine berliner zeit zurückdenke. das ist bei diesem stöckchen durch die erwähnung der skatklopfer ausgelöst worden. seit meinem umzug habe ich noch keine zwei mitpsieler gefunden. alle weigern sich, irgendwelche „unbegreiflichen“ regeln zu lernen :evil:.
und den äthergeruch werde ich auch nie vergessen. heute fragt dich der gute anästhesist vorher, ob du lieber surreal träumen willst oder eine reise ans meer unternehmen möchtest. da ich von der döspille schon benebelt war, konnte ich mich nicht entscheiden. mann, war der traum aberwitzig….
ich hätte dich dem schreibstil nach für deutlich jünger gehalten. und ich verwahre das/dein blog als erstrebenswertes beispiel im hinterkopf, daß man im geiste nur so sehr altert, wie man es zuläßt. hier komme ich gerne wieder vorbei *wink*.
liebe grüße von frau wortfeile
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15. Juni 2010 um 22:03
Na, „Gott“ zum Gruß an die Ex-Berlinerin, Frau Wortfeile. A propos Döspille. Als sie mir die Linse im Auge gewechselt haben, bekam ich vorher auch so ein Ding. Ich hatte eine Freundin mitgenommen, die mich in meinem Auto nach Haus fahren sollte. Nach der OP kam ich die Treppe runter, holte und bezahlte in der Apotheke Medikamente und ging mit ihr zum Auto. – In meiner Garage fragte ich sie ernsthaft, warum sie denn jetzt fährt, auf dem Hinweg könnte ich das doch machen. Ich hatte die gesamte Zwischenzeit ausgeblendet. – Bei 2 anderen Minieingriffen und der richtigen Nasen-OP gleichfalls – alles ausgeblendet. Dabei hätte ich so gern mal meine Pacific-Träume angemeldet.
Jetzt gehe ich noch mal an den Worten feilen
LG Clara
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15. Juni 2010 um 15:11
Du hast deine Spickzettelkarriere aber frühzeitig abgebrochen. Ich hab meine Karriere ausgefeilt und instrumentalisiert, so dass es einen Perfektionismus gleich kam. Liebe Grüße, Seelenbalsam
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15. Juni 2010 um 15:51
Hallo, ich habe die Karriere nur unterbrochen – später habe ich sie zeitweilig fortgesetzt, aber die große Abschreiberin vor dem Herrn war ich nie, meistens wusste ich viel zu viel zu schreiben, wenn auch nicht immer passend zum Thema.
Seelenbalsam, durch deinen Rechnerausfall habe ich dich beim Ende des Sommerfestes vermisst – schließlich ist es ja deine (halbe) Geschichte.
Bis bald grüßt Clara
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15. Juni 2010 um 14:57
du.hast.schon.in.der.ersten.klasse.gespickt?? ! *leichte schnappatmung* ich bin fassungslos! in diesem zarten alter kannte ich das wort spicken noch nicht einmal und die aktion als solche war mir völlig unbekannt. sehr interessant ist das!
ansonsten ist das ein lesenswertes stöckchen, ich tu mich selber etwas schwer mit diesem ringelpietz.
skatspielen ist allerdings klasse!
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15. Juni 2010 um 15:53
Das Wort kannte ich bestimmt auch noch nicht – aber die Tat. Und ich weiß nicht mehr, wer von uns beiden auf die Idee gekommen ist. – Kann ich daraus entnehmen, dass du bei 18,20, 22 wüsstest, wie du die Zahlenreihe fortsetzen solltest? – Wenn ja, sehr interessant.
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15. Juni 2010 um 15:59
18, 20, 2, 3, 4, 7, 30, 33, 36, 40 … 🙂
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15. Juni 2010 um 16:20
Und wo bekommen wir die Dritte / den Dritten her? Grand? Mit Drei und die Wahnsinnigen ohne? Null Hand mit Revolution? Mit Schieberamsch oder ohne?
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16. Juni 2010 um 08:30
was sind denn das für regeln?? Schieberramsch! Revolution? Hilfe Clara, bis Null und Spitze und Grand Hand und Grand Overs gehe ich noch mit 😉
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16. Juni 2010 um 08:39
Na gut, Schieberamsch und Revolution ist nicht nach den Turnierskatregeln. Was ist „Grand overs“ – meinst du „Grand ouvert“ so wie „Null Ouvert“, wo der Spieler nach der ersten Runde seine Karten zeigen muss?
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15. Juni 2010 um 10:46
ALLSOOO, Frai Himmelhoch. Ich gebrauche Brennholz. Und Tatsache ist es diesen langen Winter knappe geworden. Wir haben nämlich in beiden Wohnungen Öfen. Nicht als Zusatz, sondern nur. Und wir wollen es gar nicht anders.
Ja ja, wir sind Anhänger von rustikal Living.
Alles Liebe Karin
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15. Juni 2010 um 11:07
Liebe Karin – irgendwie haben mir die 40 Jahre in der DDR – und davon sehr viele mit Ofenheizung im 3. Stock – die Lust auf rustikal Living etwas ins Hintertreffen geraten lassen.
Wenn ich mit dem Rest des Beitrages den „fauxpax“ vom Anfang wettmachen konnte, dann freut es mich.
Mit „nicht-hölzernen“ Grüße von Clara
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15. Juni 2010 um 09:58
Das ist nicht nur ein tolles Stöckchen, sondern auch von dir sehr interessant beantwortet. Was man da imemr alles Interessantes erfährt!
Moderne Lehrer lassen die Schüler heutzutage Spickzettel schreiben, weil das eine tolle Methode ist, um den Stoff zu wiederholen, zu strukturieren und alles auf den Punkt zu bringen.
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15. Juni 2010 um 10:33
Ich glaube, die unsrige war auch eine sehr kluge, gute Lehrerin. Nromaler Weise hat sie die Mittelstufe ab Kl. 5 unterrichtet und nur eine erste Klasse, damit diese gut in das Schulleben hineinwachsen. Und ich hatte das Glück, sie in der 1. und dann von der 5. bis zu 8. zu haben.
Schüler erkennen wohl doch, welche Lehrer gut sind und welche weniger!
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15. Juni 2010 um 08:09
Ach, du beste meiner guten „Romanschreiberinnen“ – danke für diese langschöne Antwort. –
Für wenige hätte ich meinem Gedächtnis so einen Erinnerungsbefehl gegeben – du gehörst eben zu diesen. Das hat eben damit zu tun, dass ich „Stöckchen“ (aus Holz) und „Projekte“ nicht so bevorzuge, weil mein Vorausplaner wirklich schon ziemlich voll ist und mein Zeitlimit eben doch nur begrenzt. Bisschen Geld muss ich doch verdienen, sonst bekommen diese verd… Beißerchen nichts zu beißen. (Gestern wegen „Zahn“schmerzen schon 22 Uhr im Bett).
Meine Reue ob des Erwischtwerdens in der ersten Klasse hielt sich in Grenzen – nur später wurden die Methoden raffinierter – obwohl ich es selten brauchte, das vom „Spicker“ konnte ich vom Aufschreiben, das andere stand nicht drauf.
Zum „Knast“ musste man selbst in DDR-Zeiten noch renitenter sein, ich glaube, ich habe mir nur immer alle beruflichen Chancen versaut, zu mehr „politischer Karriere“ hat es nie gereicht.
Du gehst doch nicht etwa die 77,00 € abgucken? Schönes Gucken wünscht dir Clara
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15. Juni 2010 um 22:18
Faltet die Kuh die Pfoten oder die Hörner zusammen? – Der Goldschürfer war bestimmt unter 10 Jahren, wenn er meint, einen wertvollen Fund getätigt zu haben. – P.Babys oder was für welche – aber du lässt es uns bestimmt irgendwann mal wissen.
Was würdest du denn verramschen beim Schieberamsch?
Gut`s Nächtle!
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15. Juni 2010 um 23:08
Ich dachte immer nur das unterste Ende der Beine wären die „Hufe“ – aber stimmt, wir sagen ja auch „Hände falten“ und nicht „Arme falten“. Hast gewonnen!
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15. Juni 2010 um 07:57
„Margot, du hier und nicht in Hollywood?“ – Blöder Spruch von mir.
Kannst du Skat oder hättet Ihr was anderes, „bayrischeres“ gespielt?
Spicken beim ersten Diktat finde ich schon hammerhart – ich hatte in meinem Diktatheft einen 7-Zeilen-langen Eintrag, den ich lange auswendig konnte.
„Eigensinn“ ist das beste, was einem Menschen widerfahren kann, wenn er ihn auch mal in „Gemeinsinn“ einbringen kann.
Ich wollte dich nicht traurig machen mit der „Dickbauchgeschichte“ – das Schicksal hat es so bestimmt. Andere hier im Blog haben doch auch keine Kinder und leben ein glückliches, erfülltes Leben. In der DDR war es fast eine Selbstverständlichkeit, Kinder zu haben. War eben so!
Ganz lieb grüßt dich Clara
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