Claras Allerleiweltsgedanken


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Himmelhochs brauchen 1973 ein Auto /Stöckchen

Hallo, meine liebe SPS, mein Stöckchen-Sammelbehälter läuft über, bei der Hitze geht ja auch nichts davon weg in den Kamin.

Deswegen muss ich was an dich zurückgeben zum Thema: „Das braucht doch kein Mensch!

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In meiner Schrankwand stehen 4 Modellautos: 3 schnucklige weiße für den Fall … siehe Gedanken über Luxus, aber dann natürlich in groß und nicht als Modell  – und ein hässliches, grauweißes Entlein. Und gerade an diesem hängt mein Herz besonders – wie in der Bibel die Geschichte  mit dem schwarzen Schaf schon erklärt.

Diese schicken Weißen braucht man schon nicht, höchstens für die Kinder, die  haben schon oft damit gespielt.

Doch warum ich den kleinen, hässlichen, grauweißen Trabant-Kombi immer noch hier stehen haben, versteht nur, wer Clara kennt – denn da hängt – welch ein Zufall – eine Geschichte dran, nicht  am Modell, sondern am Auto in echt. – Damals bin ich noch nicht auf die Idee gekommen, einen Sponsor für einen Audi zu suchen (heute aber auch nicht, Es gibt Autos, die ich mehr mag.)

Die Geschichte vom typischen DDR-Autokauf erzähle ich gleich, nachdem ich mir einen Kaffee geholt habe.

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Die Zeitrechnung zählt  1973 Jahre nach Christi Geburt  und 2 Jahre nach Clemens‘ Geburt. Theres Abstand zur Zeitenwende betrug 1968 Jahre, aber in dieser männlich dominierten Zeitenzählung hat ein Mädchen leider nur geringe Chance, die Kalenderzählung zu bestimmen und damit hier kundzutun, dass sie 5 Jahre jung ist.

Clara hat ein schreckliches Erlebnis mit ihrem Motorroller hinter sich, den sie sich kurz nach dem Abitur gekauft hat. Eines Tages rutschte sie auf einer Ölspur geradewegs auf die linke Fahrbahn und dort blieb ein riesiger LKW kurz vor dem Zusammenprall ca. einen Meter vor ihr stehen.

Echte Schrecksekunden brennen sich ins Gedächtnis ein, auch wenn sie 45 Jahre her sind. Fazit: Der Motorroller wurde sofort verkauft und jeglichem motorisierten Verkehrsmittel wurde abgeschworen. Lieber wollte sie den „Auto-Anteil“ ihres Führerscheins ein Leben lang ungenutzt lassen als noch einmal in eine solche Paniksituation zu kommen.

Aus diesem Grund hat sie sich nicht für ein Auto angemeldet. Jede Oma, jeder beidseitig Erblindete, fast jedes Schulkind war angemeldet, nur Clara versäumte es, mit 18 Jahren das Anmeldeformular auszufüllen. In der „Provinz“ wäre nach ca. 15 Jahren, in dem immer etwas privilegierteren Berlin nach ca. 10 Jahren das entsprechende Auto in Zwickau oder Eisenach vom Band gelaufen.

Hätte sie nur über einen Funken Geld- und Handelssinn verfügt, wäre aus dem Verkauf dieser Anmeldung kurz vor dem Fälligkeitsdatum viel Geld zu machen gewesen. Zu dumm oder zu ehrlich?!

Als bei einem innerfamiliären (Streit-)gespräch Hannes den Tatbestand äußerte, zwar über eine Anmeldung für ein Auto, aber nicht über eine Fahrerlaubnis=Führerschein  zu verfügen, blieb Clara dennoch bei ihrer motorlosen Meinung. Sein sofortiger Fahrschulbesuch wäre nicht möglich gewesen, weil auch dafür die Wartezeiten zwischen zwei bis fünf Jahre betrugen. Das hielt ihn davon ab – also wurde die Autoanmeldung 1972 fällig und keiner wollte (Clara) oder konnte (Hannes) es fahren. Das Auto wurde im Kollegenkreis weiterverkauft und deckte mit der „Verkaufsprämie“ etliche der gerade notwendig gewordenen Ausgaben.

Das jetzt herrschende autolose Klima wurde kühler bis frostig, da Hannes dem entschwundenen Auto über Gebühr nachtrauerte.
Irgendwann hatte er Clara weich“geredet“, so dass die sagte: „Ich besorge uns ein Auto“ (bisschen naiv war sie ja schon immer!)

Um ein vernünftiges gebrauchtes zu bekommen, mussten ca. 150 Mitbewerber ausgestochen werden. Mit Geld war dies in unserem Fall nicht möglich, also, wie dann? Der Preis eines 3-Jahres-Wagens pendelte so um den Anschaffungspreis herum.

Clara verschaffte sich eine Übersicht, studierte Chiffre-Annoncen auf der Suche nach einem Trabant-Kombi. Chiffre deswegen, weil kaum jemand Telefon hatte, Handys noch nicht erfunden waren. Kombi deswegen, weil sonst eine vierköpfige Familie mit Bambirad nicht unterzubringen wäre.

Und dann ging es ans Schreiben – mit der Hand – jeder Brief ein Unikat.

Eines Tages ein Anruf, wir sollten kommen und Geld mitbringen. Gemeinschaftliches Unterkiefer-Aushaken war angesagt.

Dort angekommen, fragte Clara vorsichtig: „Haben Sie denn nur wenige Zuschriften bekommen?“ Der Verkäufer griff hinter sich und holte drei dicke Stapel vor.

Ihr Staunen wandelte sich fast in Ehrfurcht, denn die Verkaufsverhandlungen waren perfekt abgeschlossen. „Und warum haben Sie sich gerade für uns entschieden?“ Seine Antwort: „Sie haben den lustigsten Brief geschrieben und außerdem ging mir ihre Autonot richtig ans Herz!“

Noch Fragen?

Damals fürs Schreiben ein Auto – und heute einen Kommentar! Qualitätssteigerung? Werteverfall? – Alles relativ – heute brauche ich kein Auto, gebrauchte stehen an jeder Ecke rum – heute freue ich mich mehr über (freundliche) Lesermeinungen .


Und hier könnt ihr das Auto der Himmelhochs sehen, na fast, und hier auch.